Art Basel 2016

Art Basel

„Eight and a half Million.“

Natürlich nicht Reißnägel, Wäscheklammern, sondern: Dollars.

Ich erkundige mich so selbstverständlich nach dem Preis des Roy Lichtensteins, als würde ich am Gemüsestand nach einem Pfund Tomaten fragen.

Eight and a half Million Dollars, Wert des Material der 1,5 m2 großen Leinwand vor mir, inklusive Rahmen und Acrylfarben: Was für eine bescheuerte Frage.

So also verdient man Geld: Man hat eine hippe Galerie in Paris, London, New York, kauft einen Lichtenstein für 6 und verkauft in für 8. Die Nullen hinten dran machen den Gewinn. Deswegen ist Kunst so teuer. 20 Prozent Gewinn von 1000 Euro für ein verkauftes Bild machen: 200 Euro. Dafür kannst du dir nicht mal ein neues Objektiv kaufen.

20 Prozent Gewinn bei 8.000.000 Dollar machen satte 1,6 Millionen.

Für 1,6 Millionen Dollar kannst du dir ein Objektiv kaufen, und danach den Rest deines Lebens nur noch fotografieren, ohne jemals wieder arbeiten zu müssen.

Mir fällt die Szene in Blow-up ein, als Thomas zu seinem Verleger sagt, er möchte reich sein, um frei zu sein. Darauf zeigt ihm der Verleger ein Bild von ihm mit einem alten, verwahrlosten Mann auf einem trostlosen Platz im Londoner East End. „So frei wie dieser?“

Ich möchte nicht wissen, wie viel Drogengelder auf der Art Basel gewaschen werden. Daneben gleich die Banken von UBS und weitere. Seit 47 Jahren verschwiegenes, gutes Geschäft. Fragen, woher das Geld kommt: Wenn du die Asche für einen Lichtenstein hast: Keine.

Keiner von denen lauft zerlumpt herum.

Und so gehst du selbst auf die Art Basel, um deine Visitenkarten zu verteilen und dich diesen Lumpen als Geschäftspartner anzubieten.

Ich werde keine einzige Visitienkarte los, trotz 287 Galerien aus aller Welt.

Fotografie ist keine Kunst – zumindest keine Kunst im Sinne des Marktes.

Das ist die Erkenntnis. Fotografien haben keinen Marktwert. Sie sind nicht handelbar. Weil keine Unikate. In Nullkommanix kopiert. Nur Rares ist Gold auf dem Markt.

Du denkst, es geht um Kunst in Basel?

 

 

Oder ist Fotografie deswegen nichts wert, weil der Fotograf ein Schmarotzer ist.

Lichte ich nicht einfach nur die Schönheit der anderen ab? Die Schönheit des Models, die Schönheit des Produktes, die Schönheit der Stadt? Bin ich nicht ein penetranter Glotzer und Gaffer?

Vielleicht ist Fotografie deshalb nichts wert. Wer gibt schon dem Bettler auf der Straße Geld?

Kann ich mich nicht mal entscheiden, ob ich inside oder outside sein will? Ich will dabei sein und doch nicht, will das Geld, aber mich nicht schmutzig machen, klaue Schönheit und will für das einzige, was ich hinzufüge, Licht und Perspektive, auch noch bewundert werden.

Ok, ich füge der Schönheit einen besonderen Blick hinzu.

Und?

Eine Erkenntnis bleibt: Man kann arschteure Kunst auch einfach mit Reißnägeln an die Wand pinnen oder an Wäscheklammern aufhängen. Wozu teure Rahmungen und Kaschierungen. Aber: So ein Schattenfugenrahmen ist schon edel.

Die Bilder von London Modern Vintage sind deshalb auf fein gemasertem, hochweißen Hahnemühle-Museums-Papier auf Alu-Dibond aufkaschiert und in einen handgefertigten, schwarzen Schattenfugenrahmen aus Holz gesetzt.

Gut, wäre jetzt für die Art Basel nicht nötig gewesen.

Gut, man kann auf ein Diner auch in verrissenen Jeans gehen.

Will ich das?

Ich probier‘s mal.