Ich bin David Bowie

Der „Spiegel“ zitierte in seiner Ausgabe vom 16.1.2016 den kürzlich verstorbenen Sänger, Musiker, Schauspieler David Bowie mit den folgenden Worten:

„Meine ganze Karriere ist das Resultat meiner Unsicherheit gewesen. Ich habe Angst gehabt vor Menschen, vor Beziehungen, niemals jemandem zugehört, alles besser gewusst. Nicht ein großes Ego hat mich getrieben, sondern ein kleines, eines, das Hunderttausende Menschen braucht, die mir bezeugen, dass meine Gefühle etwas wert sind.“

Dann sprach Bowie weiter, so der „Spiegel“, mit der Stimme eines Roboters:

„Mir geht es gut in dieser Welt. Ich kann nun Verbindungen herstellen zu euch anderen Lebewesen.“

Auch deshalb nerve ihn die Endlichkeit des Lebens.

„Jetzt, wo ich mich selbst verstehe, soll ich sterben – was für ein Scheißspiel. Gibt es niemanden, mit dem man die Spielregeln noch einmal überarbeiten könnte? Ich würde gerne 200 oder 300 Jahre alt werden.“

Natürlich bin ich nicht David Bowie. Was für eine Hybris.

Aber mich treiben dieselben Gefühle.

Auch mich treibt große Unsicherheit, auch mich treibt eine große Sehnsucht nach Anerkennung, nach der Bestätigung, dass meine Gefühle richtig sind.

Mir geht es ebenso: Was für eine Verschwendung, wenn man am Ende des Lebens endlich die Reife besitzt, die Dinge zu kapieren, wenn man genau dann die Bühne verlassen soll.

Auch ich würde gerne in 200 Jahre noch mal reinschauen. Nicht um zu nerven, auch nicht um ewig zu leben, sondern um meine unendliche Neugier zu stillen.